Ein Idyll vor der Herndlhofer Mühle, dessen zeitgemäße Colorierung – anders als automatische Färbefilter der Gegenwart – historisch plausible Farben überliefert. © Andreas Buchinger

A / NÖ: Weinburg: Topothek online

Die neue Topothek der Gemeinde Weinburg im Pielachtal fügt sich bestens zwischen die Topotheken von Bischofstetten, Ober-Grafendorf, Rabenstein, Eschenau und Wilhelmsburg ein. Mit der Veröffentlichung dieser Topothek ist schon ein anschaulicher Querschnitt durch die Ortsgeschichte zu sehen. Das älteste Schulfoto, aus dem uns zahlreiche Augen angestrengt und erwartungsvoll anblicken – kommt jetzt wirklich, wie vom Fotografen angekündigt, ein Vogerl aus der Kamera? – stammt aus dem Jahr 1899 und zeigt einen bermerkenswerten Aufwand bei der Bekleidung. Zumindest in der vordersten Reihe scheint kein Kind barfuß zu gehen und die Kleider sind aufwändig gearbeitet. Nicht nur ein junger Mann trägt ein Gilet unter dem Sakko und die erwachsenen Damen könnten in ihrer Robe durchaus einen Ball besuchen. Natürlich war das Fotografiert-Werden etwas Besonderes, zu dem man sich herausputzte, aber in vielen Orten hatten nicht alle Kinder überhaupt ein Sonntagsgewand. Einen luftigen Kontrast anno 1900 zu aktuellen Steinkorb-, Plastikstreifen- oder gar Niro-Lamellenzäunen stellt der Gartenzaun in der Mariazeller Straße dar. Auch die Musterung der Vorhänge zeigt florale Motive. Von diesen älteste Bildern ausgehend lässt sich in der neuen Topothek von Weinburg schon ein dichter Zeitfaden in die Gegenwart verfolgen, entlang desse jene, die mit der Vergangenheit von Weinburg vertraut sind, etliche Erinnerungsstücke finden werden.