Sportkeller und Spielmannszug (oder doch noch Trachtenkapelle?), Dorfplatz und Dancing, Tradition und Tourismus. © Gemeinde Saalbach-Hinterglemm

A / S: Saalbach-Hinterglemm: Topothek online

Im „Heimathaus“ in Saalbach wurde feierlich die Topothek der Pinzgauer Gemeinde präsentiert und für den öffentlichen Besuch freigeschaltet. Die bildlichen Dokumente, die bis zurück in das späte 19. Jahrhundert reichen, zeigen die Entwicklung der Gemeinde ebenso wie den Beginn und Wandel des mit ihr verknüpften Tourismus. Allein der Aspekt der Bekleidung kann auf diesen Fotos faszinieren: wo ist die Schnitstelle zwischen örtlicher Tracht und importierter Touristenkleidung? Hat die Jacke des Gemeindearztes, der eine Zwischenrolle zwischen Einheimischen und Touristen inne hat – denn auch er ist vermutlich ein Zugezogener, der seine Gewohnheiten mitgebracht hat – bereits einen Reißverschluss? Oder ist es doch nur eine verdeckte Knopfleiste? Ist der Gürtel in Form eines Stricks modisches Accessoire oder lediglich spartanische Zweckerfüllung? Stellt seine Kappe eine ortsübliche Kopfbedeckung dar oder ist sie ein persönliches Mitbringsel, das nicht als ortypische Tracht in die Gemeindegeschichte eingehen darf? Bestimmt aber trägt der junge Herr mit Knickerbocker bereits eine Jacke mit Reißverschluss. Die Damen, die ihn begleiten, müssen noch knöpfeln, mit Lochknopf und, auch immer wieder kurz in Mode, Knebelverschuss. Auf den Fotos, die natürlich in erster Linie Personen, Ereignisse und Landschaft dokumentieren sollen, stellt diese kurze Besinnung auf die Kleidung einen historischer Beifang dar, der zu weiterer Beschäftigung anregen kann. Dies wird hier, in der Topothek von Saalbach-Hinterglemm, den Besucherinnen und Besuchern recht einfach gemacht, denn die vorbildliche Beschlagwortung gibt mit dem Suchbegriff „Tracht“ alle Bilder mit traditionellen Kleidungen frei. Wenn man diese dann noch mit der Sortierung „Alter älteste“ betrachtet, so bietet sich ein eindrucksvoller chronologischer Überblick über die Kleidungstradition. An dem großen Interesse an der Eröffnungsveranstaltung gemessen, wird der Bildschatz schnell weiter wachsen, worauf sich die Topothekarinnen Monika Mittermayer, Berta Wallner und Beate Aigner, die von Angelika Gautsch wissenschaftlich unterstützt werden, schon sehr freuen.