Dachträger, matter Lack und Kopftücher: In der neuen Topothek Raxendorf sind schon viele Bilder zu finden, die den realen Alltag dokumentieren und damit einen wertvollern Beitrag zur Zeitgeschichte darstellen. © Engelhart, Raxendorf

A / NÖ: Raxendorf: Topothek präsentiert

Mehr als hundert Raxendorferinnen und Raxendorfer füllten am Abend des 7. Jänner die Aula der noch nach frischer Farbe duftenden Volksschule, um bei der offiziellen Präsentation ihrer Topopothek dabei zu sein. Nach den Begrüßungsworten von Bürgermeister Ing. Johannes Höfinger informierte Mag. Alexander Schatek die Funktionsweise einer Topothek. Er verdeutlichte, wie wichtig diese digitale Sammlung von Fotos, Dokumenten und anderen historischen Materialien für das Bewahren der lokalen Geschichte ist. Im Anschluss sprach Historiker Prof. Gerhard Floßmann über die Besonderheiten der Topothek bzw. über die Geschichte der Marktgemeinde Raxendorf.
Ein weiteres Highlight des Abends war die Präsentation zahlreicher Funktionen und Fotos aus der Topothek. Die Topothekarin Bettina Futterknecht und die Topothekare Erwin Barth, Peter Stadler und Josef Auferbauer zeigten ausgewählte Schnappschüsse und historische Aufnahmen, die einen Blick auf längst vergangene Zeiten ermöglichten. Die Vielfalt der gezeigten Bilder – von alten Festen, ehemalige Kaufhäuser in der Gemeinde bis hin zu Brauchtümer stieß auf großes Interesse und zeigte, wie bedeutend die Erhaltung und Dokumentation der regionalen Geschichte für die Gemeinschaft ist.

Hier im südlichen Waldviertel haben sich Elemente des Alltags länger erhalten als in den vielleicht schnelllebigeren Gemeinden an den großen Verkehrsadern oder im direkten Umfeld der Städte. Daher können wir noch erstklassige bildliche Zeugnisse aus der Arbeitswelt entdecken, die mit den Fotoapparaten eingefangen werden konnten. Sozialgeschichte im Bild ist etwa die Fotografie der Straßenbauarbeiterinnen und Straßenbauarbeiter aus dem Jahr 1906: anders als heute eine gemischtgeschlechtliche Tätigkeit.

Immer wieder auffallend ist in dieser Epoche, dass es noch keine spezielle Arbeitskleidung für Erdarbeiten gegeben hat. Man kommt im landwirtschaftlichen Schurz, dazu Hemd und Gilet. Der dritte von links trägt sogar ein Sakko, obwohl er eine Schaufel in der Hand hält. Handwagen und hölzeren Scheibtruhen brachten ein ordentliches Taragewicht mit sich und von motorisierten Hilfen wie Traktor oder Ladekran war freilich keine Spur. Genüsslich die Pfeife paffend sieht man Herrn Eggenbacher, wie er hölzerne Schaffeln fertigt. Wer heute vor seinem Arbeitsgerät stehen würde, könnte gar nicht mehr erklären, wie es handzuhaben war. Wie das Futter für die Tiere händisch geschnitten wurde, zeigt hier noch Herr Stadler.

Nicht nur die Tätigkeiten an sich waren um vieles mühsamer als heute, auch der Weg zur Arbeit hatte für viele ganz andere Dimensionen. Heute hätte die Handarbeitslehrerin 8 km serpentinenreiche Straßen zu fahren, damals ging sie täglich quer-wald-ein, was durch die Steigungen noch beschwerlicher war, in beide Richtungen von Raxendorf nach Braunegg. Damit nach dem schweren Alltag dann doch noch Genussvolles in den Blickwinkel rückt, schwelgen wir im großen Angebot des Kaufhauses in Raxendorf 15. 1963 war die Welt schon etwa luxuriöser. Wer erinnert sich noch an diese Produkte?

Bei der Eröffnung der Topothek Raxendorf: Historiker Gerhard Floßmann, Bettina Futterknecht, Peter Stadler, Josef Auferbauer, Initiator der Topothek Alexander Schatek, Martha Auferbauer, Bürgermeister Johannes Höfinger, Erwin Barth und Johann Mark. © Marktgemeinde Raxendorf