Selten sind die Fotos, die das Normale zeigen. Hier das Gasthaus Beham in Atzelsdorf. © Johann Beham

A / NÖ: Blindenmarkt: Präsentation und Eröffnung

Mit einer Präsentation im Foyer der Ybbsfeldhalle wurde die neue Topothek von Blindenmarkt im niederösterreichischen Mostviertel der Öffentlichkeit eröffnet. Das Interesse war groß und unter den mehr als hundert Besucherinnen und Besuchern konnten auch zahlreiche Topothekarinnen und Topothekare benachbarter Orte begrüßt werden. Nach der Eröffnung durch Bürgermeister Alfred Brandstetter und einer Kurzerklärung von Alexander Schatek präsentierte das Topothek-Team von Blindenmarkt um Franz Wögerer fünf Themenschwerpunkte. Danach teilte man sich in Gruppen bei Großbildschirmen auf, an denen in kleinen Suchanfragen durch die Topothekarinnen und Topothekare beantwortet wurden. In der schon beinahe 5.000 Einträgen zählenden Topothek freute man sich über die vielen Detailergebnisse.

Das Ortsgebiet der Marktgemeinde Blindenmarkt war zwar schon in der Bronzezeit besiedelt, aber die fotografischen Erinnerungsstücke reichen freilich nur bis in das 19. Jahrundert zurück, aber von da an wird man für fast alle Aspekte der Gemeindegeschichte Fotos oder Belege finden können. So sind alte Familienfotos und die Ortsansichten mit der Kirche die frühesten fotografischen Belege, die einen noch vorgründerzeitlichen Baubestand und den Alltag der nicht befestigten Straße dokumentieren. Die Personen auf den zahlreichen Gruppenbildern des frühen 20. Jahrhunderts haben mit der Veröffentlichung in der Topothek vielleicht noch eine Chance, zu einer Identität zu kommen, die sie damit umso wertvoller für die Familienforschung macht.

Zu den frühen fotografischen Kuriositäten zählt unter anderem das Reparieren des Motorradreifens aus der Zeit, in der der Reissverschluss noch nicht Einzug gehalten hat, wie man an den vielen Knöpfen der Motorradkleidung des jungen Herrn sehen kann, der möglicherweise das Corpus Delicti für die Kamera demonstriert – oder ist es doch nur eine Zigarette, die er in der Hand hält? Dass es nicht ratsam ist, mit schweren Dampfmaschinen – ist es eine Dreschmaschine oder eine Straßenwalze, wie das Vorderrad vermuten lässt – über kleine Brücken zu fahren, demonstriert das Unfallfoto aus der Zwischenkriegszeit. Matrosenuniformen als Mode, auch für kleine Kinder, war nicht unbedingt von großen Gewässern abhängig. Auch ein kleiner Bach sorgte für ausreichende Begründung für eine seefahrerische Bekleidung, wie dieses Foto zeigt. Die zeittypische Scheibtruhe und der Zaun sind für heutige Augen, die sich an Plastikstreifenzäune und Metallscheibtruhen gewöhnt haben, auffallend. So lassen sich viele Besonderheiten allein in den zahlreichen Alltagsfotos finden, die von der Veränderung unserer Lebensart künden.

Das vorangestellte Bild ist eine Erinnerung an die Farben, den Schilfmattensichtschutz und die noch nicht asphaltierten Parkplätze der späten 1970er-Jahre und damit an so manche Kindheit – zu finden ist es unter dem Suchbegriff „Audi“ oder „Gasthaus Beham“ oder „Birke“. Suchbegriffe, mit denen man für jedes Interessensgebiet das Gewünschte ausfindig machen kann.

Topothekar Franz Wögerer und sein Team freuen sich auf Ihren Besuch in der Topothek Blindenmarkt!

Die Topothek-Verantwortlichen von Blindenmarkt mit Bürgermeister Alfred Brandstetter (4vl) und Teamleiter Franz Wögerer (7vr) © Martina Gaind
Die Urkunde aus dem Jahre 1885, die hinter einem Marienbild versteckt war. Beide sind hier zu sehen.
Reges Interess an einem von vier Bildschirmen, die von den Topothekarinnen und Topothekaren betreut wurden. © Martina Gaind