Entspannung im Garten: die Kaufleute Hermine und Franz Burgholzer © Renate Aumüller

A / OÖ: Grünburg: Topothek online

Wer in den Sommermonaten im Traunviertel mit der Museumsbahn von Steyr nach Süden fährt, gelangt bis Grünburg. Hier wurde von den Topothekarinnen Renate Gassenbauer und Regina Teichmann die Topothek erstmals dem interessierten Publikum vorgestellt. Großformatige historische Fotos dekorierten den Raum und das Publikum wurde in die Präsentation lebendig eingebunden. Ein altersmäßig geordnerter Streifzug durch die Sammlung zeigt als Ausgangspunkt die namensgebende Burg, damals noch Grunenburg geschrieben und vermutlich auch ähnlich genannt und führt über bald 1.000 Belege bis in die Gegenwart. Das ausgewählte Titelfoto soll stellvertretend für andere Aufnahmen dieser Art – durchaus auch in anderen Topotheken – stehen. Viele sagen: solche Fotos haben keinen Wert, wenn man die Pesonen nicht mehr kennt. Natürliche werden nur mehr wenige das Betreiberehepaar des früheren Kaufhauses Schrack,Hermine und Franz Burgholzer erkennen. Aber über das Persönliche hinaus ist das Bild ein Zeitzeugnis, das bei vielen Erinnerungen auslösen wird, weil sie ähnliche Gegenstände oder auch Stimmungen selbst erlebt haben. Manche werden auch sagen: „Das sieht ja aus wie bei meinen Großeltern!“ Wenn man genauer hinsieht, wird aus einem Bild eben eine Aneinanderreihung von Gegenständen: die zeittypische Form des Gartenzauns, der Klappsessel, der selbstverständlich glänzende Klarlack am Holz, das Muster des Kleides (hatte mein Vater nicht eine Krawatte aus demselben Stoff, der zu 100% aus Polyester war – in der Krawatte konnte man immerhin nicht schwitzen), die obligate Pressglasvase, die es nicht einmal mehr im Gasthaus gibt, die Hosenträger (hatte der Schwager meiner Großmutter auch) und die Brille, deren Rahmen oben braun und nach unten nach farblos verlaufend war. Oder war es gar eine Nylor-Brille, bei der ein Kunststofffaden das Glas hielt? Die Halskette vermutlich aus damals so gebräuchlichem Bernstein, in dem man manchmal kleine eingeschlossene Urzeitfliegen finden konnte. Die Drahtgitterbank, die ihr Muster in das Hemd prägte, sodass der alte Herr danach wie ein frischgeklopftes Schnitzel aussah. Zeitgeist eben. Und wenn dieses Foto keine Erinnerungen oder zumindest Assoziazionen mehr auslöst, so ist es doch mit all den alltäglichen Details umso mehr ein Zeitzeugnis einer in Vergessenheit geratenen Epoche. Ein Zeitzeugnis des Alltags und der Normalität, die ja die eigentliche „Geschichte“ ausmacht.

Wenige Stunden nach der Präsentation kam schon eine erste Reaktion aus den USA mit ergänzendem Kommentar und ansteckender Freude über das Zusammengetragene und nun Archivierte …