Die Dachlandschaft der Hammerschmiede Decker in Scheutz, 1933 © Siegfried Groyss

A / NÖ: Lichtenau im Wald- viertel: Topothek eröffnet

Im südlichen Waldviertel, im Bezirk Krems sind nun auch die ersten Erinnerungsobjekte der Marktgemeinde Lichtenau im Waldviertel sichtbar geworden. Mit einer gut besuchten Präsentation im Saal der Volksschule, eröffnet von Bürgermeister Andreas Pichler, vorgestellt von Topothekarin Alexandra Hauer und begleitet von Alexander Schatek wurde die neue Topothek der Öffentlichkeit übergeben. Für die Zeit, die vor unserer Erinnerung liegt, hat Alexandra Hauer schon vor einiger Zeit eine Sammlung von Zeitungsbeiträgen vorbereitet, die uns in den Alltag vor 1900 führen und einen Eindruck der Mühen der Menschen geben. So sind etwa die Masern-Epidemien, manche Gerichtsurteile oder ein tödlicher Unfall mit einem austretenden Pferd schnell nachzulesen. Mithilfe des Publikums wurde die Genauigkeit von gezeichneten Ansichtskarten aus dem Jahre 1930 kontrolliert und es konnte festgestellt werden, dass sie tatsächlich mit großer Exaktheit – wie an diversen bereits verschwundenen Details, die nur Einheimischen bekannt sein können – angefertigt wurden. Dass erzählte Hintergrundinformationen ein einfaches Foto mit neuen Facetten füllen können, hat sich anhand eines Stillebens mit zwei Puppen gezeigt. Es bekam durch die Erzählung der Besitzerin erhellendes Leben: warum wurde dieses Foto überhaupt aufgenommen? Welche Bedeutung hatte es? Zu dieser Zeit war die Aufnahme ja eine überlegte, weil mit Kosten verbundene Handlung. So haben wir erfahren, dass die Puppen als Geschenk von einer Verwandtschaft zwar für die Kinder gedacht waren, aber da man die Porzellanpuppen als zu wertvoll für ihre Verwendung als Spielzeug betrachtete, wurde das Spielen mit den Puppen seitens der Eltern nicht erlaubt. So stellte man sie als Besonderheit – wohl auch wegen der Gleichartigkeit des Materials – neben einen Keramik-Kerzenleuchter zu einem Arrangement zusammen. Klicken Sie sich durch die neue Topothek von Lichtenau im Waldviertel und entdecken Sie, dass die Wald- und Feldarbeit nicht nur mit heißblütigen Pferden, sondern durchaus auch mit manchmal gefährlichen Ochsen vonstatten gegangen ist. Bemerken Sie, dass man als Schüler des Jahres 1923 barfuß in die Schule ging oder schmunzeln Sie, wie ein neuer Mitarbeiter des Gemeindeamts um 1970 mit revolutionärer Kleidung seinen Dienst versah.